Anfang des Jahres hatten wir die Frage gestellt: „Macht RCS Messenger Apps überflüssig?“ Unsere Antwort damals: Hängt von der Akzeptanz der Nutzer ab. Neue Zahlen belegen jedoch, dass RCS dabei ist, sich rasant durchzusetzen. Schätzungen zufolge verwenden bereits 80 Prozent der rund 69 Millionen Handynutzer in Deutschland den Kommunikationsstandard. Prognosen für dieses Jahr gehen von fast 180 Mio. Nachrichten aus, die über RCS versendet werden sollen. Aus diesem Grund werfen wir in diesem Beitrag noch mal genau einen genauen Blick auf die Rich Communication Services und beziehen dabei auch RBM mit ein, das RCS Business Messaging.
Diese grundlegenden Funktionen bietet RCS
Jedes aktuelle Handy hat RCS bereits vorinstalliert. Aber auch User mit älteren Versionen von Android profitieren von den neuen Kommunikationsmöglichkeiten. Nur die Nutzer betagter Apple Geräte schauen möglicherweise in die Röhre, denn die Verwendung setzt mindestens iOS 18 voraus.
Als fester Bestandteil der Betriebssysteme Android und iOS kommt RCS ganz ohne eigene App aus. Komplett in die SMS-Funktionen integriert, bietet RCS einen großen Funktionsumfang und tritt damit als Alternative in direkte Konkurrenz zu WhatsApp, Signal und anderen Messengern.
Im Gegensatz zu der auf 160 Zeichen begrenzten SMS lassen sich mit RCS beliebig lange Nachrichten schicken – sofort oder geplant zu einem späteren Zeitpunkt. Ähnlich wie bei diversen Messengern wird nach dem Versand der Lese- und Zustellstatus angezeigt. Umgekehrt gibt die Nachrichtenfunktion Auskunft darüber, wenn der Kommunikationspartner auf der Gegenseite mit dem Schreiben einer Nachricht beginnt.
Aber auch Dateien lassen sich problemlos über RCS teilen, zum Beispiel Fotos und Videos. Hier liegt die Grenze bei durchschnittlich 100 MB pro File, was in den meisten Fällen mehr als ausreichend sein dürfte. Wie groß die Beschränkung ausfällt, legen die Mobilfunkanbieter fest. Auf jeden Fall gehört damit die MMS der Vergangenheit an.
Wie bei WhatsApp und ähnlichen Apps können Sie ihre Nachrichten an einzelne Personen schicken oder einen Gruppenchat erstellen. Dabei lassen sich die Gruppen beliebig benennen und die einzelnen Mitglieder verwalten. Zudem erlaubt RCS das Teilen des eigenen Standorts.
Vorteile von RCS gegenüber WhatsApp & Co.
Wie bereits erwähnt, kommt RCS ohne eine eigene App aus. Als User müssen Sie keine Anwendung von einem Unternehmen wie Meta herunterladen und auf ihren Geräten installieren. Damit können Sie zum einen unabhängig von einem Unternehmen kommunizieren. Zum anderen unterliegen Sie nicht den Datenschutzbestimmungen und Regeln eines einzigen Anbieters.
So müssen Sie auch nicht befürchten, dass der Betreiber einer App Funktionen beliebig ändert, die Abhängigkeit von der Anwendung für Preiserhöhungen ausnutzt oder willkürlich User von der Software aussperrt. Denn bei RCS handelt es sich um einen offenen Standard, den viele Netzbetreiber und Gerätehersteller unterstützen – egal welchen Mobilfunkanbieter Sie gewählt haben.
Das führt uns zum nächsten und ziemlich sensiblen Punkt: das Thema Datenschutz und Sicherheit. Zwar verschlüsselt WhatsApp wie andere Apps auch den Inhalt der Nachrichten. Dennoch sammelt das Unternehmen fleißig Metadaten und verwendet diese möglicherweise auch. Oder ziemlich wahrscheinlich. Hinzu kommt die Einführung von Meta AI, die zwar von sich aus nicht tätig wird. Dennoch kann es in Gruppenchats dazu kommen, dass andere User die KI verwenden und unabsichtlich auch Daten von Ihnen weitergeben. Mit RCS kann das nicht passieren, denn der Kommunikationskanal bietet ebenfalls eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2EE) und verzichtet auf das Sammeln von Metadaten, die dann an einen zentralen Server gesendet werden.
RBM, die kommerzielle Variante der Rich Communication Services
Aus diesem Grund rückt RCS zunehmend auch in den Fokus von Unternehmen. Vor allem als kommerzielle Variante RBM, dem RCS Business Messaging. Hierbei handelt es sich ebenfalls um RCS mit der gleichen Funktionsvielfalt. Während für Privatanwender keine Kosten anfallen, es sei denn für WLAN oder gekauftes Datenvolumen, handelt es sich bei RBM jedoch um eine gebührenpflichtige Variante von RCS.
Dafür profitieren Unternehmen, Organisationen und Behörden von weiteren Vorteilen, ohne auf WhatsApp oder andere Anwendungen zurückgreifen zu müssen: Während die SMS immer wieder durch Spam von unbekannten Absendern in Verruf gerät, müssen sich die Teilnehmer bei RBM authentifizieren. Damit reduziert sich nicht nur der Versand von Spam oder Betrugsversuchen. Die Empfänger der Messages können sich zudem sicher sein, dass es sich bei den Absendern um vertrauenswürdige Akteure handelt.
Außerdem bietet RBM im Vergleich zu RCS erweiterte Funktionen beim Versand von Inhalten. Während RCS für Privatanwender „nur“ den Versand von Texten, Dateien, Fotos und Videos erlaubt, lassen sich in der kostenpflichtige Varianten auch Karussells und interaktive Buttons einbinden. Damit können die Empfänger interagieren, zum Beispiel um einen Termin zu buchen oder ein Produkt zu kaufen. Unternehmen können RBM damit gezielt verwenden, um mit ihren Kunden in Echtzeit zu kommunizieren und ihre Ziele zu erreichen.