Grundsätzlich decken die Handynetze in Deutschland weit über 90 Prozent der Fläche ab. Doch in der Praxis gibt es je nach Anbieter noch so einige Lücken, speziell im 5G-Netz. Während das Netz der Telekom die beste Bewertung für die Gesamtabdeckung erhält, kämpfen Telefónica und vor allem 1&1 noch mit Versorgungsschwierigkeiten abseits der Bevölkerungszentren. Aber auch beim Branchenprimus in Magentafarben existieren in sehr abgelegenen Gebieten noch einzelne weiße Flecken in Bezug auf die Netzabdeckung. Selbst das Schicken einer Kurzmitteilung funktioniert dann nur noch eingeschränkt.
Abhilfe könnte hier der SMS-Versand per Satellit schaffen. Damit ließen sich Funklöcher in Gebieten schließen, in denen das Handynetz gar nicht oder in nur sehr schlechter Qualität zur Verfügung steht. Zudem bieten Satelliten als Alternative ergänzende Kommunikationsmöglichkeiten, falls das Netz einmal ausfallen sollte.
SMS-Test über Starlink erfolgreich
Wie das funktionieren könnte, hat der Schweizer Provider Salt im Sommer diesen Jahres gezeigt – eine Premiere in Europa: Der Mobilfunkanbieter konnte erstmalig eine SMS über Elon Musks Satellitennetz Starlink per 4G-Technologie verschicken. Die Satelliten übernehmen dabei die Funktion eines fliegenden Mobilfunkmastes. Auf Seiten der Geräte ändert sich dabei nichts. Der SMS Versand funktioniert ohne App ganz normal wie in jedem herkömmlichen Mobilfunknetz.
Allerdings gibt es wohl einige Einschränkungen bei der Benutzung von Starlink. Zum einen liegen die Bandbreiten deutlich unter denen konventioneller Mobilfunkantennen. Damit eignen sich Satelliten weniger für permanente Verbindungen. Zum anderen verursacht die große Entfernung zu den Satelliten eine hohe Latenz zwischen SMS-Versand und Empfang. Hinzu kommt, dass es sich bei Starlink nicht um geostationäre Satelliten in permanenter Reichweite handelt. Erst beim Eintreten einer der Satelliten in den Sende- und Empfangsbereich des Handys kommt eine Verbindung zustande.
Der Schweizer Provider Salt will es zunächst bei Tests belassen. Anders die Anbieter Vodafone und Telekom: So verfolgt Vodafone das Ziel, schrittweise den Versand von SMS und Daten über Satellit auf den Märkten Europas einzuführen, um so die Lücken beim Mobilfunkempfang zu schließen. Ergänzt werden soll das Angebot um Satelliteninternet auf konventionellen Smartphones.
Mobilfunk und SMS-Versand per Satellit von Telekom – aber nicht in Europa
Auch die Telekom konnte Anfang 2025 erfolgreich mit einem Google Pixel 9 eine SMS von Griechenland aus über den Satellitendienst Skylo versenden, der auf geostationäre Satelliten zugreift. In der Folge plante der Anbieter Ende 2025 die Einführung kommerzieller Dienste. Das Ziel: Jeder Kunde sollte nahtlos auch ohne Mobilfunk und WLAN kommunizieren können. Doch daraus wird wohl erst mal nichts.
Wie die Wirtschaftswoche im Oktober berichtetet hat, verschiebt die Telekom die Einführung ihrer neuen Dienste in Europa. Laut dem Anbieter unterstützen offenbar nicht genug Geräte den angekündigten Service, zumindest nicht in der „Alten Welt“. Hingegen scheinen zumindest einige Smartphones in den USA eine SMS über Satellit versenden zu können. Allerdings weist die die Wirtschaftswoche darauf hin, dass an sich genug geeignete Geräte auf dem europäischen Markt zur Verfügung stehen.
Das Problem liegt wohl in den fehlenden Mobilfunkfrequenzen in Europa für die Nutzung der Satellitenkommunikation. Da jedes Land selbst die Bandbreiten vergeben darf, mangelt es wohl auf europäischer Ebene an den Schnittmengen, um interferenzfreie, grenzübergreifende Verbindungen, inklusive Sprachanrufe, zu gewährleisten. Und ohne einheitliche Regelung der Frequenzvergabe dürfte sich die Satellitenkommunikation per Handy kaum lohnen. Hingegen hat die Telekom in den USA einen Teil des Frequenzspektrum für die Kommunikation mit Satelliten freigegeben und offeriert hier auch ein kommerzielles Angebot.
Erschwerend kommt wohl hinzu, dass die Geräte für die Verbindung per Skylo zu den weit entfernten geostationären Satelliten eine enorme Sendeleistung aufbringen müssen und die Akkus schnell an ihre Grenzen stoßen. Insofern scheint zumindest Starlink mit seinen erdnahen Satelliten auf dem richtigen Weg zu sein.