RCS, Nachfolger der Kurzmitteilung

RCS, Nachfolger der SMS

WhatsApp kennen wohl die meisten. Und auch Signal, Threema oder Telegram dürfte dem einen oder anderen geläufig sein. Sie alle tummeln sich mit zahlreichen Funktionen auf dem Messenger-Markt, um der SMS mit ihren beschaulichen 160 Zeichen das Wasser abzugraben. Doch eigentlich gehören auch diese Apps fast schon zum alten Eisen. Schließlich beansprucht RCS (Rich Communications Services) für sich, der legitime Nachfolger der SMS zu sein.

Bereits seit 2008 werkeln Nokia und andere Teilnehmer des Branchenverbandes GSMA an der neuen Version der Kurzmitteilung. Vier Jahre später erfolgte dann die Markteinführung in Deutschland, mal unter dem Markennamen Joyn, mal als Message+. Allerdings fristete RCS im Schatten der bekannten Messenger lange Zeit ein Nischendasein, trotz ähnlicher Funktionsvielfalt. Bis sich Google der Sache annahm. Mit dem Ziel, Rich Communication Services herstellerunabhängig auf jedem mobilen Endgerät zur Verfügung zu stellen, übernahm der Konzern aus Mountain View den Entwickler Jibe Mobile und integrierte RCS in Android.

Als fester Bestandteil von Googles Betriebssystems kommen Milliarden von Usern seitdem in den Genuss von Funktionen, die sonst nur externe Apps wie WhatsApp und Co. bieten: simsen, Bilder, Videos und Sprachnachrichten verschicken, in der Gruppe chatten, Anrufe um Multimediainhalte ergänzen (Enriched Calling), Standort mitteilen, Versand- und Lesestatus checken und vieles mehr. Klingt ziemlich vertraut. Zudem greift RCS ebenfalls auf WiFi oder mobile Daten zurück, um Nachrichten an die Kontakte im Telefonbuch zu versenden. Vorausgesetzt, die mobilen Endgeräte von Sender und Empfänger unterstützen das Kommunikationsprotokoll. Andernfalls erfolgt der Austausch von Inhalten automatisch per SMS oder (sofern noch verfügbar) MMS. Alles ohne die Installation einer zusätzlichen App.

An dieser Stellen werden Apple User vielleicht müde lächeln, bietet iMessage schon seit vielen Jahren vergleichbare Features wie RCS. Und hier liegt auch ein großes Problem. Der Konzern mit dem angebissenen Apfel als Markenlogo verwehrt sich seit Jahren einer Öffnung von iMessage gegenüber der Konkurrenz wie RCS und setzt dagegen weiterhin auf die Exklusivität seiner Protokolle und Software innerhalb des eigenen Ökosystems. Offiziell meldet der Technologieriese Bedenken wegen der Sicherheit von Nutzerdaten an. Doch dürften auch monetäre Gründe keine unerhebliche Rolle spielen. Infolgedessen existieren RCS und iMessage mit ähnlichen Features parallel nebeneinander, zum Leidwesen der User. Wollen Nutzer von Android mit den Besitzern von Apples Endgeräte und umgekehrt kommunizieren, bleibt mangels Anbindung an die Protokolle nur der Rückgriff auf externe Apps. Oder eben auf die SMS.